✨ Jenseits von Bewertungen
ewertungen sind ein zentraler Bestandteil unseres Lebens. Wir bewerten Menschen, Situationen und sogar uns selbst – oft ohne es bewusst zu bemerken. Diese ständigen Urteile prägen, wie wir die Welt wahrnehmen, und formen unser Handeln. Doch was, wenn diese Bewertungen nicht die Realität widerspiegeln, sondern lediglich Konstrukte unseres Geistes sind? Wenn wir über die Dualität von „gut“ und „schlecht“ hinausblicken, können wir eine tiefere Wahrheit erkennen: die Einheit hinter allen Erscheinungen.
In der nondualen Perspektive sind Bewertungen nicht mehr als gedankliche Konzepte, die unser Bewusstsein trennen. Sie entstehen aus der Vorstellung des Egos, dass es sich durch Abgrenzung und Kategorisierung definieren muss. Das Ego sagt: „Ich bin besser, weil ich X tue“ oder „Das ist schlecht, weil es nicht meinen Erwartungen entspricht.“ Diese Urteile geben uns ein scheinbares Gefühl von Kontrolle, schaffen aber gleichzeitig Trennung und Unzufriedenheit.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du stehst im Stau. Der Geist könnte sofort in eine Bewertung fallen – „Das ist schlecht. Ich verliere wertvolle Zeit.“ Diese Gedanken erzeugen Frust und Anspannung. Doch wenn wir innehalten und uns bewusst machen, dass diese Bewertung nur eine mentale Reaktion ist, können wir die Situation aus einer neuen Perspektive betrachten. Der Stau ist weder „gut“ noch „schlecht“. Er ist einfach, was er ist. Diese Akzeptanz löst die Anspannung und eröffnet Raum für Gelassenheit.
Nonduale Lehren, wie sie in Advaita Vedanta oder im Zen-Buddhismus zu finden sind, laden uns ein, Bewertungen bewusst zu hinterfragen. Sie zeigen, dass jede Bewertung auf subjektiven Erfahrungen beruht, nicht auf einer absoluten Wahrheit. Die Welt an sich ist weder „richtig“ noch „falsch“. Diese Konzepte entstehen nur in unserem Geist. Jenseits dieser gedanklichen Konstrukte liegt eine Wirklichkeit, die frei von Dualität ist – eine Einheit, die alles verbindet.
Diese Perspektive bedeutet nicht, dass wir nicht zwischen Handlungen unterscheiden können, die hilfreich oder schädlich sind. Es geht vielmehr darum, aus einem Raum der Klarheit und Präsenz zu handeln, anstatt aus den Urteilen des Egos. Wenn wir uns von Bewertungen lösen, handeln wir nicht mehr aus Abwehr, Wut oder Angst, sondern aus einem natürlichen Mitgefühl und einem klaren Verständnis dessen, was im Moment angemessen ist.
Auch in der Wissenschaft zeigt sich, dass Bewertungen stark von individuellen und kulturellen Prägungen abhängen. Soziale Psychologen haben gezeigt, dass unsere moralischen Vorstellungen oft nicht universell sind, sondern von unserer Umgebung geprägt werden. Diese Relativität macht deutlich, dass Bewertungen keine absoluten Wahrheiten sind, sondern flexible Interpretationen unserer Wahrnehmung.
Wie können wir lernen, jenseits von Bewertungen zu leben? Ein erster Schritt ist, unsere Urteile bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu verurteilen. Wenn ein Gedanke wie „Das hätte nicht passieren dürfen“ auftaucht, frage dich: „Ist das wirklich wahr? Oder ist es nur eine Geschichte, die mein Geist erzählt?“ Indem wir diese Fragen stellen, erkennen wir, dass Bewertungen lediglich vorübergehende Erscheinungen sind – wie Wolken am Himmel.
Eine weitere Übung ist die bewusste Präsenz im Moment. Wenn du merkst, dass du eine Person oder Situation bewertest, lenke deine Aufmerksamkeit auf das, was gerade ist, ohne es zu etikettieren. Spüre deinen Atem, höre die Geräusche um dich herum, fühle deinen Körper. Diese einfache Praxis hilft, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und den Moment so zu erleben, wie er ist – ohne die Filter von „gut“ und „schlecht“.
Das Leben jenseits von Bewertungen ist nicht gleichbedeutend mit Gleichgültigkeit. Es ist ein Zustand tiefer Akzeptanz und Klarheit. Hier erkennen wir, dass alles, was geschieht, seinen Platz hat, auch wenn es unserem Geist widerspricht. In dieser Akzeptanz liegt eine Freiheit, die das Ego mit all seinen Urteilen niemals erreichen kann.
Nondualität zeigt uns, dass Bewertungen nur ein kleiner Teil der Realität sind. Wenn wir diese Konzepte loslassen, können wir die Einheit erfahren, die hinter allen Erscheinungen liegt. In dieser Einheit gibt es keine Trennung, keine Gegensätze, keine Begrenzung – nur das stille Bewusstsein, das alles umfasst.
Alles Liebe,
Vanessa